Mobilitätswende im Dialog : Kino-Matinee zum Nahverkehr

Lich/Hungen, [16.11.2025] – Mit einer sehr gut besuchten Kino-Matinee zum Dokumentarfilm „Der Automobile Mensch“ von Reinhard Seiss haben die Stadtverbände von Bündnis 90/Die Grünen in Hungen und Lich am vergangenen Sonntag eine lebendige Debatte über die Zukunft der Mobilität im ländlichen Raum angestoßen. Nach dem Film diskutierten die Interessierten – darunter Besucher:innen aus Heuchelheim, Wetzlar, Staufenberg, Wettenberg, Hungen und Lich – über gelungene europäische Beispiele für autofreie Innenstädte, Nahmobilitätskonzepte und die Reaktivierung der Horlofftalbahn als zentrales Verkehrsprojekt.

Mobilitätswende im Dialog: Kino-Matinee zu Fußgängerzonen und Nahverkehr zieht breites Publikum an

Der Film präsentierte unter anderem das Erfolgsmodell der österreichischen Stadt Lienz, wo die Umgestaltung zentraler Plätze zu autofreien Zonen nicht nur die Aufenthaltsqualität steigert, sondern auch Leerstände reduziert und die lokale Wirtschaft belebt. Besonders eindrücklich: Die Schilderungen von Bürgermeisterin Elizabeth Blanik, die betonte, dass sich „die gleichen Ängste vor Umsatzeinbußen und Parkplatzverlust“ wie überall auch in Lienz gezeigt hätten – doch keine davon eingetroffen sei. Stattdessen habe jede Verkehrsberuhigung zu mehr Wirtschaftskraft und sozialem Leben geführt.

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Katy Walther, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, und Wolfgang Macht, Fraktionsvorsitzender der Hungener Grünen, wurde deutlich: Die Hessische Nahmobilitätsstrategie bietet Kommunen bereits jetzt Instrumente, um alternative Verkehrsangebote zu entwickeln – doch es fehle oft am politischen Willen, Finanzmittel umzuschichten.

„Es kann nicht sein, dass wir Hundertmillionen in Straßenbau stecken, aber für Radwege oder ÖPNV-Ausbau angeblich kein Geld da ist“, kritisierte Walther. „Gute Mobilität bedeutet, Menschen vor Ort echte Wahlfreiheit zu geben – ob zu Fuß, mit dem Rad oder dem Bus.“

Macht verwies auf konkrete lokalpolitische Initiativen der Hungener Grünen, etwa die Forderung nach einem Nahmobilitätskonzept für ganz Hungen.

„Die Horlofftalbahn könnte eine Schlüsselrolle spielen – als direkte Verbindung von Lich über Hungen nach Frankfurt“, so Macht. „Wenn wir es schaffen, den ÖPNV attraktiver zu machen, wird das auch Familien dazu bringen, über die Abschaffung des zweiten oder dritten Wagen nachzudenken.“

Die Veranstaltung zeigte: Die Diskussion um autogerechte Städte vs. lebenswerte Räume ist auch im Landkreis Gießen angekommen. „Es geht nicht um Verbote, sondern um bessere Angebote, fasste Christian Zuckermann, Vorsitzender des Hungener Stadtverbandes, zusammen. „Die Menschen wollen Veränderung – sie brauchen nur mutige Politik, die sie mitnimmt.“

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